
Putschversuch in der TürkeiBND hält Gülen nicht für verantwortlich
Stand: 18.03.2017 14:12 Uhr
Der Bundesnachrichtendienst geht nicht davon aus, dass der Prediger Gülen hinter dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei steckt. BND-Präsident Kahl sagte dem “Spiegel”, der Putsch sei ein Vorwand für die Massenentlassungen in dem Land gewesen.
Der Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, glaubt nicht, dass die Gülen-Bewegung für den Putschversuch in der Türkei verantwortlich ist. Er sehe keine Anzeichen dafür, dass der Prediger hinter dem gescheiterten Aufstand stecke, sagte er dem Nachrichtenmagazin “Der Spiegel”. “Die Türkei hat auf den verschiedensten Ebenen versucht, uns davon zu überzeugen. Das ist ihr aber bislang nicht gelungen”, sagte Kahl.
BND: Gülen-Bewegung nicht terroristisch
Der BND-Chef hat auch der Einschätzung der türkischen Regierung widersprochen, die Gülen-Bewegung sei islamistisch-extremistisch oder gar terroristisch. Nach Ansicht von Kahl ist sie eine “zivile Vereinigung zur religiösen und säkularen Weiterbildung”.
Putschversuch Vorwand für Entlassungen?
In der Türkei wird die Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich gemacht. Nach dem 15. Juli 2016 wurden deswegen zehntausende mutmaßliche Anhänger entlassen und inhaftiert. Zu den Massenentlassungen wäre es nach Einschätzung von BND-Präsident Kahl auch ohne den Putschversuch gekommen – wenn auch nicht in der “Tiefe und Radikalität”. Der gescheiterte Aufstand sei “wohl nur ein willkommener Vorwand” gewesen, sagte Kahl dem “Spiegel”.
Säuberungswelle laut Kahl schon vor dem Umsturzversuch
Kahl widersprach auch Verschwörungstheorien, nach denen die türkische Regierung selbst für den Putschversuch verantwortlich gewesen sein soll. “Der Putschversuch war nicht staatlich initiiert”, ist sich der BND-Chef sicher. Bereits vor dem 15. Juli habe eine große Säuberungswelle der Regierung begonnen. “Deshalb dachten Teile des Militärs, sie sollten schnell putschen, bevor es auch sie erwischt. Aber es war zu spät und sie sind mit weggesäubert worden.”
Seit dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli 2016 wurden in der Türkei bereits mehr als 41.000 Menschen festgenommen und mehr als 100.000 weitere entlassen oder vom Dienst suspendiert. Möglich ist das auch durch den Ausnahmezustand, der nach dem Putsch verhängt und immer wieder verlängert wurde.
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